Lebensleicht – Kolumne in der Regie Die Neue, erschienen am 16.4.21
Wissen Sie, dass wir Menschen mit Kampfhunden ganz viel gemeinsam haben? Je nach Lebensumständen und Erfahrungen sind wir wunderbare, charakterstarke und sehr soziale Wesen oder können tatsächlich sehr gefährlich sein. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Egal, wie liebenswürdig und sanft ein Kampfhund ist, wenn er dann doch einmal zubeisst, dann lässt er nicht mehr los. Wir Menschen beissen – in der Regel – nicht in Arme und Beine unserer Widersacher, aber wir verbeissen uns sehr gerne sprichwörtlich. In unsere Prinzipien, unseren fixen Tagesablauf oder unsere Überzeugungen. Oft ist es uns nicht einmal bewusst und deshalb hängen wir wie Kampfhunde mit zusammengepressten Kiefern irgendwo fest und können uns nicht erklären, weshalb wir nicht vom Fleck kommen. Dabei ist die Frage, warum wir zugebissen haben, nebensächlich. Es gibt viele gute Gründe zu beissen. Tatsächlich oder im übertragenen Sinn. Dieser gesunde Schutzimpuls wird für uns selber aber rasch zu einem einschränkenden Problem, wenn wir nicht wieder loslassen können.
Probieren Sie einmal folgendes aus: Führen Sie Ihre rechte Hand waagerecht vor Ihren Mund. Ab jetzt bewegt sich der Arm bis zum Ende der Übung nicht mehr. Beissen Sie nun – bitte ganz sanft – in Ihre Hand und versuchen Sie sich in dieser verbissenen Position umzusehen oder einer alltäglichen Verrichtung nachzugehen. Denken Sie daran, dass der Arm unbeweglich bleibt. Was stellen Sie fest? Nun lösen Sie den Biss und lächeln stattdessen. Der Arm darf sich wieder bewegen. Blicken Sie sich um und bewegen Sie sich etwas durch den Raum. Der Unterschied ist deutlich, oder nicht? Testen Sie diese Erfahrung doch mal im sprichwörtlichen Sinne und lassen Sie sich überraschen, wie sich die veränderten Blick- und Bewegungsmöglichkeiten auf Ihr Leben auswirken. Sie denken, Sie seien nicht verbissen oder wissen nicht in was? Dann wenden Sie sich vertrauensvoll an die Menschen in Ihrem täglichen Umfeld….
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