„Mach es wie die Briefmarke. Sie sichert sich den Erfolg durch die Fähigkeit, an einer Sache festzuhalten, bis sie ankommt.“
Josh Billings
Heute lachte mir dieses Zitat von Josh Billings vom WhatsApp Status einer Kollegin entgegen. Mein erstes Zögern beim Lesen hat sich rasch in eine verwirrtes „Hääääää?!?“ und dann in einen ausgewachsenen Widerstand verwandelt. Wie genau ist das mit der Briefmarke? Macht sie es wirklich richtig? Und hat sie denn überhaupt eine Wahl? Ungefragt wird sie auf einen Umschlag geklebt und dient einzig dem Zweck, einer Nachricht den Transport von hier nach da zu ermöglichen. Bis zu ihrem materiellen Ende bleibt sie mit dem Couvert verbunden, obwohl sie ihre Aufgabe erfüllt hat. Das ist weiter nicht tragisch, da sie ihren Wert verloren, ihr Potenzial ausgeschöpft hat. Nur ganz wenigen Briefmarken ist das Schicksal bestimmt, durch ihr ewiges Anhaften nach und nach an Wert zu gewinnen. So gesehen, möchte ich mir auf keinen Fall an einer Briefmarke ein Beispiel nehmen. Und du?
Einige Zeit und ein paar Gedankengänge später:
Das Zitat lässt mich nicht los. Also recherchiere ich, wer sein Urheber eigentlich ist resp. war. Herr Billings lebte ein bewegtes Leben im Amerika des 19. Jahrhunderts. Einer Zeit tiefgreifender Veränderung in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Nach dem Josh Billings von der Schule flog, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt auf Dampfschiffen und als Landarbeiter. Im Alter von vierzig Jahren fing er an zu schreiben. Rund zehn Jahre musste er sich gedulden, bis er als Autor und Humorist den Durchbruch schaffte. Sein Gleichnis mit der Briefmarke berichtet von seiner (Lebens)Erfahrung. Seiner erlebten Bestätigung dafür, dass es sich lohnt an Vorhaben, Visionen und Träumen „kleben zu bleiben“. Auch wenn ich mich der Vergleich mit der Briefmarke aus genannten Gründen nicht glücklich macht, bin ich mit der Kernaussage einverstanden. Wie vor zweihundert Jahren leben wir auch heute in einer Zeit, in der Werte und Strukturen einen einschneidenden Wandel erleben. Unter diesen Umständen brauchen wir die Fähigkeit an dem, was uns wichtig ist, festhalten zu können. Aber noch mehr brauchen wir die Weisheit zu erkennen, was ausgedient hat und die Fantasie um Visionen zu entwickeln und überholte Strukturen sinnvoll umzubauen. Wenn du dir also an der Briefmarke ein Beispiel nehmen willst, dann sein eine emanzipierte Ausführung: wähle weise, auf welches Couvert du dich klebst. Und lass dich nicht stempeln. Denn wenn deine Aufgabe erfüllt ist, brauchst du einen bleibenden Wert um weitere Visionen und Träume verwirklichen zu können.
Einige Zeit und ein paar Gedankengänge später:
Die Briefmarke hat mich nicht losgelassen. Und inzwischen habe ich einen zusätzlichen Aspekt in dem Zitat entdeckt, den ich gerne mit dir teilen möchte. Aber wer weiss? Vielleicht hast du den ja schon längst entdeckt, während ich mich noch mit meinem Widerstand beschäftigt habe.
Der Weg, den ein Brief zwischen Sender und Empfänger zurücklegt, scheint auf den ersten Blick unspektakulär. Oberflächlich betrachtet, geschieht zwischen dem Schreiben und dem Lesen einer Nachricht nicht viel. Erst bei genauerem Hinschauen kann ich erkennen, dass für die erfolgreiche Reise eines Briefes von A nach B ein reibungsloser Prozess nötig ist. Ein Zusammenspiel der unterschiedlichsten Faktoren. Als Briefmarke bin ich aussen auf dem Umschlag. Ich nehme die verschiedenen Schritte auf dem Weg wahr, denn ich bin ja live dabei. Vielleicht sehe ich nicht immer, dass etwas passiert, aber ich spüre die Bewegung. Auch das Leben ist ein Prozess. Auch wenn ich mir dessen nicht immer bewusst bin. Es braucht immer ein Gesamtkonstrukt aus Zutaten und Vorgängen um aus Inspiration eine Realität zu machen, aus einer Idee einen Erfolg. Das Zitat erinnert mich daran, dass jeder Prozess auch Schritte beinhaltet, die sich meiner Wahrnehmung aus den verschiedensten Gründen entziehen. In Zukunft werde ich häufiger die Perspektive der Briefmarke einnehmen, wenn ich meine, es herrsche Stillstand. Dann kann ich gelassen darauf vertrauen, dass die Zustellung erfolgt. Sofern meine gewünschten Erfolge wie Briefe gewissenhaft beschriftet sind, ich in eine passende Briefmarke investiert habe und dafür sorge, dass ich an der angegebenen Adresse erreichbar bin. Denn so wie eine nicht klebende Briefmarke den Transport verhindert, kann auch ein ständiger Standortwechsel zu Lieferschwierigkeiten führen.
So, jetzt aber genug von Briefmarken und Erfolg durch festkleben. Nur noch eins zum Schluss: Das ist Humor. Ein lustiges Zitat, das bei näherer Betrachtung viel mehr auslöst als nur ein kleines Schmunzeln. Denn Humor deckt auf, wo unsere Widerstände und Themen liegen und regt die kreative Auseinandersetzung damit an. Wenn du deine HumorFähigkeiten bewusster für deine Entwicklung nutzen möchtest, zeig ich dir gerne, wie es dir gelingen kann.
Wir brauchen die Fähigkeit festzuhalten an dem, was uns wichtig ist.
Comments are closed