Schweine lieben das kühlende Bad im Schlamm, halten ihre Behausung trotzdem ordentlich und rein, wenn sie genug Platz haben. Wir Menschen bevorzugen die wärmende Wirkung von Schlamm in Form von Wellnessanwendungen, haben aber punkto Haushaltsführung ähnliche Bedürfnisse wie Schweine. Dank Staubsauger, Putzmittel und Toilettenspülung sind unsere Wohnungen wahrscheinlich sauberer. Aus hygienischen Gründen müssen wir also nicht zum Schwein werden. Worin uns die rosa Vierbeiner aber deutlich überlegen sind, ist die Fähigkeit sich zu versöhnen. Nach einem Streit gehen sie aufeinander zu, berühren sich am Rüssel, setzen sich eine Weile eng nebeneinander oder legen sich den Kopf auf den Rücken. Dann herrscht Frieden. Wir Menschen dagegen tun uns im Allgemeinen schwer damit, nach Auseinandersetzungen auf einander zu zugehen. Im Gegenteil schaffen wir Distanz. Bei der nächsten Begegnung tun wir, als wäre nichts gewesen – oder versuchen es wenigstens. Die Erfahrung lehrt, dass es oft nicht viel braucht und der Konflikt bricht wieder auf. Wenn ich früher mit meinen Geschwistern gestritten habe, bestanden unsere Eltern darauf, dass wir „Frieden machten“. Wir mussten uns die Hände geben, uns in die Augen schauen und „Frieden“ sagen. Ok, ich gebe es zu, manchmal haben wir danach weitergestritten. Vielleicht weil wir nicht selber bestimmt haben, dass die Auseinandersetzung beendet ist. Wenn es hingegen geklappt hat, hat mir der vereinbarte Frieden Sicherheit gegeben. Ich konnte mich entspannen. Alles war gut. Aber warum hat das funktioniert? Weil das Geheimnis der Versöhnung in der körperlichen Nähe liegt. Seien wir also häufiger Schweine und nähern uns einander, statt das Weite zu suchen. Ein Gespräch auf Augenhöhe, ein Handschlag oder eine Umarmung. Je nach Situation. Konflikte gibt es immer und überall. Versöhnungen schaffen Frieden.
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